Neues Arbeiten im Herzen Berlins
Das Gelände zwischen dem Friedrich-Krause-Ufer in Berlin und der Fennstraße hat eine lange Industriegeschichte. Bereits im Jahr 1912 errichtete hier Thyssen Krupp einen Backsteinbau für seine Verwaltung, später kamen weitere Industriegebäude hinzu. Das 28.000 m² große Areal war somit ein wichtiger Produktionsstandort in der Hauptstadt. An einer derartigen industriellen Nutzung soll sich auch in Zukunft nichts ändern – doch die Infrastruktur wird wesentlich moderner. Denn aktuell entsteht hier ein neues Gewerbeprojekt, das auf einer Nutzfläche von 40.000 m² diverse Räume für Büros, Hallen, Labore, Produktion und Gastronomie anbietet.
Hybridfassade
Diese verteilen sich auf vier Neubauten und ein saniertes Bestandsgebäude. Zudem wird das Areal durch eine attraktive Außenanlage mit Grün- und Wasserflächen sowie Sitzgelegenheiten aufgewertet. Als Herzstück des Gebäudeensembles ist ein großer Innenhof vorgesehen. Architektonisches Highlight ist die Hybridfassade des Objektes. Sie besteht aus einer inneren Glas- und einer äußeren Keramikschicht. Dabei hat das Glas die Aufgabe, für hohe Tageslichtdurchlässigkeit, gute Wärmedämmung sowie den Schallschutz zu sorgen.
Die äußere, vorgehängte Schicht besteht aus keramischen Lamellen und dient als natürliches Belüftungssystem, das die Luftzirkulation zwischen den beiden Fassadenschichten ermöglichen soll. Der Gebäudeentwurf ist auf größtmögliche Flexibilität ausgerichtet. Dem entsprechen auch die maximal zulässigen Traglasten. Sie liegen im Erdgeschoss bei bis zu 5 t/m² und im Obergeschoss bei bis zu 1 t/m². Anfänglich war vorgesehen, dass im Erdgeschoss bis auf einen kleinen Teilbereich eine Halle mit bis zu 7,8 m Höhe entstehen sollte. Doch stattdessen wurden auf Wunsch der neuen Mieter bis auf zwei zentrale Bereiche Zwischendecken eingebaut. Selbst im Rohbauzustand betrachtet, lässt sich bereits jetzt ein heller, offener Arbeitsraum erahnen. Um die Ortbetonwände des Untergeschosses schnell und wirtschaftlich errichten zu können, entschieden sich die Verantwortlichen der Implenia Hochbau GmbH für die Schalung des süddeutschen Herstellers NOE. Und so kam es, dass das Unternehmen mehrere Systeme auf die Baustelle lieferte. Hierzu gehörten unter anderem die vielfach bewährte Wandschalung NOEtop, die leichte Schalung NOE AluL und der Stützenturm NOEprop. Alle Systeme wurden anhand der jeweiligen Aufgabenstellungen in enger Abstimmung mit der Bauleitung optimal ausgelegt.
Zusammenspiel der Schalsysteme
Dies nutzte das Implenia-Baustellenteam und setzte in den hohen Deckenbereichen NOEprop-Stützentürme ein, um die Höhen von bis zu 7,80 m sicher zu unterstützen. Bei NOEprop handelt es sich um ein turmähnliches Traggerüst, das sich aus aufstockbaren Einzelstützen und Stützrahmen in verschiedenen Abmessungen zusammensetzt. Diese verleihen dem System eine hohe Flexibilität. Je nachdem, wie sie miteinander kombiniert werden, sind Höhen von bis zu 15,20 m und je nach Belastung variable Stielabstände von 40 bis 240 cm möglich. Da die Elemente aus Aluminium bestehen, sind sie verhältnismäßig leicht, haben aber eine Tragkraft von bis zu 160 kN pro Stütze. Auf diese montierten die Baustellenmitarbeiter die NOE-H-20-Deckenschalung bzw. die NOE AluL-Handschalung, um die Boden- und Seitenschalungen für die Decken und die Unterzüge zu schaffen – die zum Teil einen Querschnitt von bis zu 0,8 x 1,4 m (!) hatten. Dabei kam ihnen zugute, dass sich die AluL durch ein geringes Gewicht auszeichnet, weshalb sie sich leicht von Hand bewegen lässt. Dies hat den Vorteil, dass die Arbeiten teilweise unabhängig von einem Kran ausgeführt werden können. Wie der Name schon andeutet, besteht die NOE AluL aus Aluminium, dabei hält sie einem Betondruck bis 60 kN/m² stand.
Durch eine Vormontage am Boden wurden aber auch Einheiten mit 8, 25x1, 5 m für das schnelle Umsetzen innerhalb der Bauabschnitte mit dem Kran hergestellt, die zudem keine Verspannung innerhalb der Unterzüge benötigten. Die Wände des Objektes wurden mithilfe der bewährten NOEtop-Schalung erstellt. Sie zeichnet sich durch ihre Vielseitigkeit aus und kann dank der integrierten Gurtung bei den Großformattafeln mit der Flexibilität einer Trägerschalung überzeugen. Ihr Stahlrahmen ist mit feuerverzinkten Profilen ausgestattet, die eine lange Lebensdauer gewährleisten. Sie hält einem Betondruck von 88 kN/m² stand und ist in einer Größe von bis zu 530 x 265 cm erhältlich. Auf der Berliner Baustelle kam jedoch hauptsächlich die Größe 331 x 265 cm zum Einsatz.
Betonbauweise
Anfänglich hatten die Planer vorgesehen, nur bei den Wänden im Untergeschoss Ortbeton einzusetzen, die übrigen Wände sollten aus Fertig- oder Halbfertigteilen bestehen. Doch nach genauer Betrachtung erwies sich das als nicht optimal, da viele Teilbereiche noch in Ortbeton beigeschalt werden sollten. Gleichzeitig hatten die Mitarbeiter der Implenia Hochbau GmbH die Erfahrung gemacht, dass mit den NOE-Schalelementen zügig und wirtschaftlich gearbeitet werden kann. Aus diesem Grund entschieden sie sich in Abstimmung mit dem Auftraggeber, diese auch für alle weiteren Bauteile in den Folgegeschossen zu nutzen. Und so kam es, dass alle Treppenhäuser – ganz im Gegensatz zum ursprünglichen Plan – mithilfe von NOE-Schalsystemen errichtet wurden. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass sämtliche Bauteile aus Beton sichtbar bleiben. Da die Sichtbetonklasse SB2 auszuführen war, lieferte NOE Schalungen der entsprechenden Qualität.
Konkret bedeutet dies, dass bei SB2 mit der Schalhautklasse 2 (SHK2) Nagellöcher zulässig sind, sowie Schraub- und Bohrlöcher oder sonstige Schadstellen mit einem geeigneten System ausgebessert sind. Dies entspricht auch dem allgemein gültigen GSV-Standard. In Abstimmung mit der Bauleitung wurden entsprechende Ansichtspläne für die Sichtbetonflächen erstellt und durch den Auftraggeber freigegeben. Hervorzuheben ist die von Beginn an äußerst konstruktive Zusammenarbeit mit den Polieren Herrn Thomas Kraft und Herrn Jens Schmidtchen, mit denen so manche kurzfristigen Anpassungen innerhalb der Terminstellungen gemeistert wurden. Bei allen sich ändernden Aufgabenstellungen ist es den Mitarbeitern der Firma Implenia Hochbau GmbH mithilfe der NOE-Schaltechnik gelungen, die geforderte Sichtbetonqualität zu erstellen, sodass alle Beteiligten mit den Betonbauteilen zufrieden sind. Die Fertigstellung des ersten Bauteiles ist für Mitte 2024 geplant.