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Minima Maxima – Im Kleinen sei das Große

Historische Gebäudeformen und Sichtbeton zu kombinieren, erscheint auf den ersten Blick sehr gewagt. Die Architekten des Büros Worschech, Erfurt, bewiesen jedoch, wie gut sich der zementgebundene Baustoff in ein altehrwürdiges Ensemble integrieren lässt. Für das Erfurter Angermuseum ließen sie mit Hilfe von NOEplast Schalungsmatrizen eine Sichtbetonwand anfertigen, deren Gestaltung die Funktion des Gebäudes auf subtile Weise widerspiegelt.

Ungewöhnlicher Wandaufbau

Das Erfurter Angermuseum zeichnet sich durch einen Innenhof aus, um den sich Baukörper gruppieren, die einst unterschiedliche Aufgaben erfüllten. Der Südflügel des Gebäudekomplexes war früher ein Pferdeunterstand, der zum Innenhof hin offen war. Im Zuge einer Umbaumaßnahme wurde er 1999 mit einer Stahlbetonwand geschlossen. In sie waren drei große bogenförmige Fenster integriert. Heute werden in diesen Räumlichkeiten Grafiken, Zeichnungen und Kunstdrucke aufbewahrt, die möglichst vor Licht geschützt werden sollten. Aus diesem Grund war es notwendig die Öffnungsstruktur zu ändern. Nach einigen Experimenten mit unterschiedlichen Baumaterialien entschieden sich die Planer für strukturierten Sichtbeton, dessen Oberfläche an gestapelte Passepartouts bzw. Bilderrahmen erinnern soll. Anfänglich hatten die Mitarbeiter des Büros Worschech geplant, die 33 m lange und 12 m hohe Wand vor Ort fertigen zu lassen. Doch schwierige Standortbedingungen führten dazu, dass die Planer zusammen mit dem ausführenden Bauunternehmen Ebert Bau Berga GmbH & Co sowie mit dem Betonwerk Hoffmann Beton GmbH, Gera, eine Alternativlösung suchten. Man entschied sich einen unkonventionellen, mehrschichtigen Wandaufbau aus einer zusätz­lichen Dämmschicht, einer Ortbetonschicht und vorgefertigten Betonplatten, die als Filigranelemente ausgebildet waren. Sie wurden vom Bauunternehmen Ebert Bau aufeinander stehend an der vorhandenen Wand justiert und rückverankert. Da die Sichtbetonelemente im Fertigteilwerk erstellt wurden, waren gute Voraussetzungen für eine hochwertige Oberflächenqualität gegeben. 

Strukturierter Beton mit NOEplast

Die Architekten hatten sehr konkrete Vorstellungen darüber, wie der fertige Sichtbeton aussehen sollte. Neben der feinen Plastizität, die den gewünschten Stapeleffekt vermittelt, musste der Beton eine samtene Oberfläche erhalten. Um den Eindruck von Papierstapeln zu erreichen, war es wichtig, dass keine Betonplatte der anderen glich. Aus diesem Grund wurden die Platten zum Teil um 180 Grad gedreht montiert, wodurch sich die Zahl der möglichen Elementkombinationen erheblich erhöhte.

Enge Zusammenarbeit

Beim Entwurf der Schalungsmatrizen arbeiteten die Planer eng mit NOE zusammen. Hierfür ließen sie bei einer Erfurter Kunsttischlerei ein Holzmodell in den Originalabmessungen herstellen. Es diente als Grundlage für die Anfertigung von drei unterschiedlichen Polyurethanmatten mit unterschiedlichen Breiten. Manuela Schleinitz, eine der beiden beteiligten Projektleiter des Umbaus, sagt hierzu: „NOE ging sehr gut auf unsere Wünsche ein und fertigte die Matrizen individuell nach den gegebenen Vorlagen.“ 

In Beton verewigt

Die Architekten hatten sich beim Angermuseum noch eine weitere Raffinesse einfallen lassen. Nachdem alle erforderlichen Betonelemente hergestellt waren, modifizierten sie die Platten, indem sie einzelne Lettern ausschneiden ließen. So konnten die Worte „Minima Maxima“ im Beton verewigt werden. Sie sagen aus, dass im Kleinen das Große sei. Eine Wahrheit, die auch auf Schalungsmatrizen zutrifft: Da der Verarbeiter die Matrize mehrfach verwenden kann, ist es möglich, mit einer einzigen Kunststoffmatte mehrere hundert Quadratmeter strukturierten Beton zu fertigen.