Sichtbeton in Stoffoptik
Die Schweizer Gemeinde Neuenhof ist ungefähr 20 km von Zürich entfernt und hat 8680 Einwohner. Sie besitzt eine Schulanlage mit diversen Gebäuden, die in einem Zeitraum von 120 Jahren errichtet wurden. Das älteste Haus stammt aus dem Jahr 1911. Um die Anlage den aktuellen Anforderungen eines Schulalltages anzupassen, entschied sich die Ortsverwaltung für eine umfassende Sanierung. In deren Rahmen sollte ein Objekt komplett renoviert und ein zweites erweitert werden. Zudem wünschten sich die Verantwortlichen den Neubau einer Aula. Um für diese architektonischen Maßnahmen das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, schrieben sie einen Wettbewerb aus, den das Architekturbüro Waeber-Dickmann-Partner aus Zürich gewann. Sein Entwurf zur Sanierung des Campus überzeugte die Verantwortlichen, wobei die Aula ein besonderes Schmuckstück war.
Fotogravur mit Strukturmatrizen
Diese ist von der Kubatur her betrachtet eher schnörkellos rechteckig, doch dank ihrer Sichtbetonfassade ein echter Blickfang. Denn sie gibt auf geschickte Art und Weise die Faltenbildung eines Stoffes wieder, der je nach Sonnenstand immer etwas anders erscheint. Möglich war das durch die sogenannte Fotogravurtechnik und die NOEplast Strukturmatrizen. Bei der Fotogravurtechnik werden die Informationen eines Bildes digital in Linien unterschiedlicher Breite und Tiefe umgewandelt. So erzeugt der reflektierende Lichteinfall den Eindruck eines Bildes. So können detailgetreu, je nach Lichteinfallswinkel, individuelle Strukturen und Bilder auf der Betonoberfläche wiedergegeben werden.
Individuelle Anfertigung
Damit das Ergebnis vollständig den Wünschen der Architekten entsprach, berechneten diese die möglichen Lichteinfallswinkel und lieferten detaillierte 3-D-Pläne an NOE. Mit ihrer Hilfe wurde eine Gießform gefertigt, die zum Herstellen der eigentlichen Matrize erforderlich ist. In sie wird das flüssige Polyurethan eingebracht. Dabei entschlossen sich die Planer für eine Matrizenhöhe von 6,76 m. Die Breite variierte zwischen 0,65 und 1,00 Metern. Insgesamt fertigte NOE rund 30 unterschiedliche Matrizen an. Mit ihnen wurden ungefähr 700 m² strukturierte Fläche erstellt. Eigentlich sind die NOE Strukturmatrizen darauf ausgelegt, bis zu 100-mal eingesetzt zu werden. Doch dies war bei der Neuhofer-Aula nicht möglich. Da kein Element dem anderen entsprach, wurde jede Matrize nur ein einziges Mal verwendet.
Bei dieser aufwendigen Matrizen-Geometrie profitierten die Architekten und das ausführende Unternehmen ganz entscheidend davon, das NOE nicht nur Strukturmatrizen anbietet, sondern auch Schalungen. Sie bestellten diese gleich mit und erhielten so detaillierte Schalpläne, bei denen die erforderlichen Taktungen genau angegeben waren. Und einen weiteren Vorteil bietet NOE gegenüber anderen Herstellern von Strukturmatrizen: Auf Wunsch montiert das Unternehmen die Matrizen direkt im Werk auf die Schalung. Dadurch sparen die Baumeister wertvolle Zeit auf der Baustelle.
Der Aspekt Zeitersparnis war auf der Baustelle in Neuenhof ohnehin sehr wichtig. Denn ursprünglich hätte die Bauzeit zur Umgestaltung des gesamten Campus ein Jahr länger dauern sollen. Aber der Gemeinderat hat aus Kostengründen beschlossen, dem Projekt weniger Zeit zu geben. Und so kommt es, dass die Aula mit Beginn des Schuljahres 2017/2018 genutzt werden kann. Insgesamt finden hier rund 400 Personen Platz. Dank seiner guten Infrastruktur und einem raffinierten Trennwandsystem kann das Gebäude unterschiedlichste Aufgaben erfüllen. Beispielsweise findet hier der Mittagstisch für die Schüler statt. Darüber hinaus kann das Gebäude auch als Theater, Versammlungsraum und Festsaal genutzt werden. So ist es nicht nur für die Schule, sondern auch für die gesamte Gemeinde eine Bereicherung.